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Kapitalanlage

Warum Anleihen noch ins Depot gehören

Geldanlage. Magere Renditen und erhöhte Kursrisiken: Die Rentenmärkte haben schon bessere Zeiten erlebt. Dennoch gibt es Gründe zu investieren.

12. September 2018 - 13:00 Uhr
Mehr als zwei Billionen Euro hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Rahmen ihrer seit März 2015 laufenden Anleihekäufe in die Rentenmärkte gepumpt. Das entspricht in etwa 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone.
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Große institutionelle Investoren wie Unternehmen, Versicherungen und Pensionsfonds brauchen die Zinspapiere in ihren Depots, um mit Blick auf ihre langfristigen Verpflichtungen für Planungssicherheit zu sorgen oder um aufsichtsrechtliche Vorschriften zu erfüllen. Sie helfen zudem, angestrebte Risiko-Ertrag-Profile bei der Anlagestrategie zu realisieren. Auch Privatanleger, die bei überschaubarem Risiko moderate Renditechancen suchen, sind eigentlich immer an Festzinspapieren interessiert.

Nur: In Zeiten, in denen zehnjährige Bundesanleihen gerade einmal mit gut 0,3 Prozent und deutlich unter der Inflationsrate von aktuell rund zwei Prozent rentieren, sind besondere Strategien gefragt. „Deutsche Staatsanleihen bringen Privatanlegern derzeit nicht nur reale Kaufkrafteinbußen, sondern es droht auch das Risiko von Kursverlusten aufgrund steigender Zinsen“, sagt Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors. Zu Kursverlusten bei Anleihen kommt es, wenn die Zinsen wieder steigen.

Dieses Risiko hat zugenommen, seitdem die Zentalbanken weltweit den Gipfel ihrer langjährigen Politik des leichten Geldes überschritten haben. In den USA hat die Notenbank Fed schon vor zwei Jahren die Zinswende eingeleitet, in deren Verlauf die Renditen zehnjähriger Anleihen in Richtung drei Prozent gestiegen sind. Davon ist Europa noch ein Stück weit entfernt. Die EZB hat zwar angekündigt, ihr Anleihekaufprogramm Ende des Jahres auslaufen zu lassen. Bestände aber wird sie wohl nicht vor Ende 2019 verkaufen und sie plant auch nicht, die Leitzinsen bis dahin zu erhöhen. Naumer hält bei den lang laufenden Bundespapieren dennoch einen Renditeanstieg in Richtung 0,6 Prozent bis zum Jahresende für denkbar. Auch das würde schon zu Kursverlusten führen.

Was also tun? Eine Alternative sind inflationsindexierte Anleihen mit variabler Verzinsung. „Sie bieten einen gewissen Inflationsschutz, wobei neben der laufenden Rendite auch Chancen auf Kursgewinne winken“, erläutert Naumer. Vor allem aber kommt es bei einem Zinsanstieg nicht zu Kursverlusten. Einen Tick mehr Zinsen als solide öffentliche Emittenten zahlen zudem europäische Unternehmen mittlerer Bonität, deren Renditen zumindest die Inflationsrate schlagen können. Mit einem Kursrisiko müssen Anleger allerdings auch da rechnen.

Interessant am Markt der Corporate Bonds sind auch nachrangige Unternehmensanleihen, wie sie unter anderem von namhaften Konzernen wie etwa Bayer oder Merck begeben werden. „Nachrangige Unternehmensanleihen bieten Renditen von durchschnittlich zwei bis 2,5 Prozent, gerechnet auf eine erwartete Restlaufzeit von im Schnitt etwa fünf Jahren“, sagt Oliver Eichmann, Anleihefondsmanager beim Fondshaus DWS. Eine Besonderheit dieser Anlageform besteht in der unbegrenzten Restlaufzeit. In der Regel kann sie je nach Emission nach fünf bis zehn Jahren vom Emittenten gekündigt werden. Mutige Anleger können zudem auf höhere Renditen und – wenn auch relativ begrenzte – Kurschancen der Anleihen europäischer Peripheriestaaten oder von einzelnen Kernländern der EU setzen. Dazu gehören italienische Staatsanleihen, die bei vier- bis fünfjährigen Laufzeiten derzeit etwa 2,2 Prozent Rendite abwerfen. „Anleger müssen da aber mit deutlich gestiegenen Kursschwankungen rechnen“, sagt Eichmann.

Wer dagegen die höheren Renditen von US-Staatsanleihen sucht, muss an das Kursrisiko ebenso denken wie an das Währungsrisiko. Experte Naumer rät, eher kürzere Laufzeiten zu bevorzugen und dafür auf etwas Rendite zu verzichten. Immerhin rentieren zwei- bis fünfjährige US-Treasuries heute schon in der Spanne zwischen 2,6 und 2,8 Prozent. Schwer einzuschätzen sind die Unwägbarkeiten der Währungsentwicklung. Ein starker US-Dollar eröffnet Chancen auf Währungsgewinne. Ein Schwächeanfall des Greenback kann aber auch zu empfindlichen Verlusten führen.

Von starken Schwankungen an den Devisenmärkten waren in den vergangenen Monaten vor allem die weltweiten Schwellenländer geprägt. „Währungsverluste haben in diesem Jahr etwa bei türkischen und brasilianischen Staatsanleihen in Landeswährung selbst aktuell zweistellige Renditen aufgezehrt“, sagt Eichmann. Die DWS-Experten sehen aber selektiv auch Chancen bei Emerging-Markets-Bonds. Dazu gehört ein positiver Ausblick etwa für Peru und Indonesien. Anleger sollten da aber Emissionen in Euro oder Dollar anstatt der Landeswährungen präferieren, auch wenn das mit etwas Renditeverzicht verbunden ist. Dafür fallen die Kursschwankungen deutlich geringer aus. Wegen der sehr unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Schwellenländern und mit Blick auf die Diversifizierung des Risikos sind allerdings Investmentfonds für an diesen Märkten interessierte Anleger ohnehin die bessere Lösung. Norbert Hofmann

Daytrading mit System und Verstand

Börse. Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln – und dies innerhalb eines Tages.

Daytrader eröffnen Positionen am Kapitalmarkt und stellen diese spätestens zum Börsenschluss wieder glatt. Ihr Ziel ist es, aus kleinen Kursbewegungen Gewinne zu generieren, indem sie etwa kurzfristige Veränderungen erkennen und rechtzeitig aussteigen, also die gekauften Wertpapiere wieder veräußern. In der Regel handelt es sich bei den Spekulationsobjekten um Aktien, Devisen oder Futures und andere derivative Produkte. Dass diese Art des Börsenhandels die Nerven der Daytrader strapazieren kann, liegt oft an einer fehlenden Strategie. So raten Experten insbesondere dazu, das eigene Risiko stets im Blick zu behalten. Anleger können nur dann erfolgreich handeln, wenn sie ihre Verluste kalkulieren können und im richtigen Augenblick stoppen, lautet daher eine wichtige Empfehlung. Zahlreiche Trader machen gerade zu Beginn den Fehler, dass sie Gewinne zu früh einstreichen und Verluste zu lange laufen lassen. Dagegen sollte man eher der alten Börsenregel „Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen“ folgen.

Viele Daytrader neigen auch dazu, ihren Einsatz zu erhöhen, wenn ausgerechnet der geplante letzte Trade des Tages schiefgeht. Dadurch steigt auch das Risiko, wenn der Ausgleichstrade wieder gegen einen läuft, dann wird der nächste Verlust noch größer als der letzte, warnt man bei der Plattform day-trading.de. Dieses Verhalten kann man oft in Spielcasinos beobachten, wenn Spieler versuchen verlorenes Geld zurückzugewinnen. Natürlich sollten die Einstiegssignale zum System eines Daytraders gehören. Viel wichtiger aber sind die Planung des Ausstiegs im Gewinn- oder Verlustfall und die Bestimmung der Positionsgrößen, kurz gesagt das Risiko- und Moneymanagement. Experten raten daher Daytradern dazu, ihren Tradingplan daraufhin zu untersuchen, wie umfangreich die Einstiegs- oder Ausstiegsregeln für einen Trade definiert sind.

Bei alledem sollten die Beteiligten ihre eigenen Erfahrungen machen und sich nicht allzu sehr auf die Meinung von anderen verlassen. Dazu gehört für Anfänger, am Trading- Simulator vorher ausreichend zu üben. Es ist wichtig, dass man sich eine gewisse Erfahrung und Routine aneignet, sonst hat man beim Echtgeldhandel keine Chance. Ein wesentlicher Teil der Arbeit eines Daytraders besteht darin, die Märkte zu beobachten, heißt es dazu beim Online-Portal Broker-Deal. Dazu nutzen Daytrader sogenannte Marktscanner, mit denen die Aktienmärkte weltweit in Echtzeit anhand vorgegebener Kriterien sortiert werden. Die Software übernimmt die Berechnung, während der Daytrader die Informationen zur Kenntnis nimmt und daraus sein Lagebild bezieht.

Und noch etwas: Die Emotionen Angst und Gier sind die größten Feinde des Traders. Damit man diese im Zaum halten kann, muss man laut trading-simulator.net Vertrauen in die eigene Strategie entwickeln. Und das funktioniert natürlich nur, wenn man die Strategie ausgiebig getestet hat. Klar ist auch, dass es keine zu 100 Prozent sichere Tradingstrategie gibt. Von Angeboten, die das Gegenteil behaupten, sollte man die Finger lassen. Thomas Spengler

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